Zug für Zug durch die Welt der Musik
von Renate Baumiller-Guggenberger, AZ, 04.04.2022Konzert Harald Bschorr (Posaune) und Christian Reuter (Klavier) mit zeitgenössischen Kompositionen.
Mit nicht weniger als sieben Werken, von deren zeitgenoessischer Herkunft sich einzig Leopold Mozart mit seiner Serenata in D-dur und dem daraus exzerpierten, elegant intonierten Concertino für Altposaune incl. humorvioll auf die Opernhits des Sohnes anspielender Kadenz absetzte, hatten Posaunist Harald Bschorr und Christian Reuter am Flügel ein kontrastreiches und kräftezehrendes Recital-Programm konzipiert.
... Eine kurzweilige, im Kleinen Goldenen Saal vom Tonkuenstlerverband organisierte "Zugreise" - in Anspielung auf den Posaunenzug. Mit der Urauffuehrung der Sonate für Posaune und Klavier aus der Feder des Augsburger Komponisten Richard Heller war zudem sehr Wertvolles im Gepaecknetz: in fast impressionistischen Anstrich atmete hier Licht und Schatten, trafen sich raffiniert Posaunenschall und Fluegelseiten zu weithin schwingenden Resonanz- und Echoraeumen, nahm der Finalsatz nach dem elegischen 2. Satz rhythmisch Fahrt auf, gab das Stueck beiden Duopartnern hinreichend Gelegenheit ihr instrumentaltechnisches Knowhow vital und beweglich zu demonstrieren.
Bschorr ist in der Fuggerstadt nicht zuletzt als Leiter der All Swing Big Band und Mitglied bei brasspur etabliert und seit 1998 Solo-Posaunist der Staatsphilharmonie Nuernberg. Reuter ist ebendort als Kapellmeister und Pianist engagiert. Beide routiniert und souveraen agierende Musiker verbindet die Affinitaet zu Salon- und Kammermusikformaten, die sie durch die Zusammenarbeit mit Komponisten bereichern. Und so war neben Heller noch 2 weitere Komponisten anwesend um sich persoenlich von der Interpretationskunst des Posaunisten zu ueberzeugen.
Heinrich Harts "Orientalische Metamorphosen für Posaune solo" rief in duester-mahnenden Pedaltoenen mit lichten Hoffnungssplittern den Terroranschalg auf das World Trade Center ins Gedaechtnis. Cornelius Hirsch wiederum brachte die Hoerer mit seinen textlich drastisch unterfuetterten "Orchesterstudein fuer Basstrompete" zum "Lohengrin"-sen und forderte den Solisten mit soundtraechtigen "Wurmloechern" zum furiosen Wagner-Ritt heraus. Großen Anklang fand natuerlich der sehr cool im jazzstyle gemixte Gershwin-"Cocktail" à la Wolfgang Wagenhaeuser ebenso wie das betoerend intonierte "Besame mucho" als puenktlich ankommende Zugabe an der mit herzlichem Beifall erreichten Endstation.
Swing, Blues, Summertime
VON JUTTA KAISER WIATREK Neusäß, AZ, 22.03.2022
Diese Bandmitglieder lieben ihre Musik: Die All Swing Jazz Band zeigt in der Stadthalle, wie schön Livekonzerte immer noch sind. Endlich wieder ein Konzert live erleben – kaum konnte es das Publikum erwarten, bis die Musiker der All Swing Big Band endlich auf die Bühne der Stadthalle Neusäß kamen. Die Musiker enttäuschten schließlich auch nicht und begannen schwungvoll mit „Up to date“ von Thomas Reich den Abend.
Gründer und Orchesterleiter Harald Bschorr formte vor 33 Jahren aus engagierten und talentierten Musikern dieses Ensemble. Launig führte er durch das Programm. „Wir stecken nicht mehr in den Kinderschuhen“, scherzte er hinsichtlich doch einiger „Urgesteine“ der All Swing Big Band mit weißen Haaren, die inzwischen durch einige jüngere Bandmitglieder ergänzt wurden und somit insgesamt ein herrlich generationsübergreifendes Bild boten. Unterstrichen wurde der Genuss dieses hervorragenden Konzertabends durch eine besondere Lässigkeit – die Lässigkeit von Könnern eben durch die Generationen der Bandmitglieder hinweg. Dass alle ihre Musik lieben, war spürbar, und so bezauberten sie mit einer magischen Stimmung: beschwingt, feinfühlig und mit Niveau.
Dass sie alle nicht nur in Gemeinschaft einen tollen Sound bieten, sondern auch als Solisten spitze sind, bewiesen sie mit Soloauftritten. Mit immerhin 25 Sing- und Jazztiteln brachten sie unter dem Motto „In the Mood“ den authentischen Swing-Sound nach Neusäß. Beeindruckend am Klavier: „Mr. Jazz“ Wolfgang Bauerfeind, der bereits mit Jazz aufgewachsen ist und als Senior der Truppe seit Anbeginn dabei ist. Er brillierte mit feinsten Pianoklängen, neben ihm, als jugendliches Pendant am Bass, begeisterte Philipp Heuermann.
Leidenschaft pur für seine Musik zeigte auch James Belcher, der glaubhaft sang: „Every Day I have the Blues“ und dazu in passender Manier tänzelte.
Mitgenommen wurden letztlich nicht nur Fans von Swing und Jazz auf eine interessante, musikalische Entdeckerreise, die in die 30er- und 40er-Jahre führte und an Zeiten von Duke Ellington, Cole Porter, Glenn Miller und Count Basie erinnerte.
Das Programm war abwechslungsreich und genussvoll und wurde sogar für verschiedene Bandmitglieder zum Wunschkonzert. Korbinian Häussler und Peter Benkard wünschten sich den Titel „Eager Beaver“ von Richard Rogers, den sie zusammen mit ihren Kollegen natürlich besonders engagiert interpretierten. Allgemein bekanntere Stücke wie „Pennsylvania 6-5000“ von Glenn Miller, „Sweet Georgia Brown“ von Ben Bernie/Maceo Pinkard oder „Summertime“ von George Gershwin gingen ganz offensichtlich direkt in die Herzen der Zuhörer und versetzten das Publikum in spürbar gehobene Stimmung. „Musik hat in allen Zeiten geholfen, die Gemüter aufzuheitern“, so der Orchesterleiter. Auch ihm und seinen Musikerinnen und Musikern ist in bedrückenden Zeiten gelungen, Freude und wohltuende Abwechslung ins Leben zu bringen.
Vom Vater zum Sohn - Leopold 300
... Harald Bschorr machte aus dem Posaunenkonzert von Leopold Mozart ei wohltönendes und auch heiteres Ereignis. Er präsentierte das weiche-gesangliche Potentials seines Instruments. Und er ließ in der Kadenz nicht nur die "Kleine Nachtmusik" und "Zauberflote" anklingen, sondern auch Brechts Haifisch-Song ...
(Manfred Engelhardt, AZ vom 3. Mai 2019)
Donner, Blitz und Posaune
Die Familien Mozart und Strauß zu Gast beim Neujahrskonzert mit Harald Bschorr und der Kurkapelle Bad Ischl
...Was Bschorr dem Konzert D-Dur für Posaune und Orchester von Leopold Mozart an Tönen entlockte, war begeisternd. Mit der einfacheren Posaune des Klassik-Zeitalters verlieh er dem Werk feinste Nuancen, ließ es in den munteren Sätzen elegant perlen und machte das Adagio zu einem geradezu gesanglichen Ereignis. Seine Solokadenz sorte mit Partikeln von Amadés "Kleiner Nachtmusik" sowie dem Haifisch-Lied aus der "Dreigroschenoper" für lustige Momente. Auf der modernen Posaune gelang ihm mit der Arie "Un aura amorosa" aus "Cosí fan tutte" der Nachweis, dass Posaune nicht nur schmettern, sondern auch singen kann ...
(Manfred Engelhardt, AZ vom 7.1.2019)
Mit diesem Blech hat man seinen Spaß
Die dunkle Kleidung täuscht: Bei den Konzerten von Brasspur geht es vielmehr locker zur Sache.Bild: Wolfgang DiekampDas Bläserensemble Brasspur ist eine Institution im Augsburger Konzertleben – auch deshalb, weil die Musiker keine Scheu vor Publikumsnähe haben.
Von Oliver Wolff„Mit 35 Jahren ist noch lange nicht Schluss“, singt das Blechbläserquintett Brasspur am Ende seiner Zugabe, einer Hommage an Udo Jürgens, während das Publikum begeistert mitschunkelt und klatscht. Seit 1984 gibt es das Quintett, damals traten die Musiker noch unter dem Namen Augsburger Blechbläserquintett auf. Am Wochenende nun spielte Brasspur, das „pure Blech“, zwei Neujahrskonzerte im ausverkauften Kleinen Goldenen Saal. Doch nicht nur für das Augsburger Publikum ist die Musikergruppe, welche aus zwei Trompetern und jeweils einem Hornisten, Posaunisten und Tubisten besteht, eine Institution.
Begonnen hat alles am damaligen Augsburger Leopold-Mozart-Konservatorium, welches heute an die Universität Augsburg angegliedert ist. Fünf Musikstudenten gründeten das Blechblas-Ensemble, mehr aus einer Laune heraus und ohne festes Ziel. Dass sie später auch international auftreten würden, war damals noch nicht abzusehen. Posaunist Harald Bschorr – neben dem Trompeter Stefan Wiedemann heute das einzige im Quintett verbliebene Gründungsmitglied – blickt schmunzelnd zurück: „Unser erster Auftritt war im Blauen Salon im alten Hauptkrankenhaus. Da haben wir eher schwere Kost gespielt, viel Kontrapunktisches von Bach.“ Dass die Musiker damals für ein Meeting einer anonymen Selbsthilfegruppe in einer schwierigen Lebenslage gebucht worden sind, wurde ihnen erst später bewusst.
Die 2000-Jahrfeier in Augsburg war der Karriereschub für Brasspur
Dies war wohl gleich zu Beginn das Schlüsselerlebnis, dass sie zukünftig anders sein wollten als andere. Zwar spielt Brasspur heute leichte, beschwingte Musik, doch immer noch mit einem hohen künstlerischen Anspruch. Nicht verwunderlich, denn alle Mitglieder sind Berufsmusiker. Harald Bschorr etwa ist heute Dozent an der Musikhochschule Nürnberg und Soloposaunist der dortigen Staatsphilharmonie, in den Neunzigern war er acht Jahre lang Soloposaunist bei den Augsburger Philharmonikern. Die anderen, Trompeter Martin Ehlich und Stefan Wiedemann, Hornist Evgeni Trambev und Tubist Herbert Hornig, spielen derzeit alle im Polizeiorchester Bayern. Die Gruppe scheint nur auf den ersten Blick akademisch zu wirken. Auf der Bühne zeigen sich die Musiker publikumsnah mit vielen Gags und Comedy-Einlagen und sorgen so für ausverkaufte Konzertsäle.
Einen Karriereschub habe der Gruppe die 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg verliehen, erzählt Ensemble-Gründer Bschorr, als Brasspur für viele offizielle Veranstaltungen engagiert worden sei – und das bereits ein Jahr nach der Gründung. Bald folgten Tonträger, damals noch Schallplatten, und Konzertreisen in die weite Welt. Das Quintett reiste nach Südamerika oder besuchte in Japan Augsburgs Partnerstädte Nagahama und Amagasaki. Die internationalen Tourneen waren dann auch der Grund, warum sich das Ensemble nicht mehr Augsburger Blechbläserquintett nennen mochte. „Im Ausland hat keiner unseren Namen verstanden“, erklärt Bschorr. Brasspur sehe sich heute als überregionales Quintett, habe aber nie den Bezug zur Heimat Augsburg verloren. So hat das Ensemble etwa extra ein Brecht-Programm entworfen und mit Schauspielern besetzt.
Man kann Brasspur nicht in eine Schublade legen, dafür sind die Musiker zu breit aufgestellt. Von Bach bis Blues lautet ihr Motto. Dabei verwende man keine Arrangements von der Stange, verrät Bschorr, sondern schreibe sie selbst, maßgeschneidert auf die Stärken der jeweiligen Musiker. Und davon gibt es einige, wie am vergangenen Wochenende das Augsburger Publikum wie jedes Jahr zum Jahreswechsel bestaunen konnte. Nicht nur der Name des Konzerts („Champagnerlaune“) war Programm: Neben Klassikern wie der „Champagner-Polka“ oder dem „Radetzky-Marsch“ wurde auch hochanspruchsvoll Virtuoses vorgeführt, spielerisch und ohne mit den Wimpern zu zucken. Variationen von Jean-Baptiste Arbans „Karneval von Venedig“ meisterte Trompeter Ehlich zusammen mit Hornig an der Tuba atemberaubend.
Hornist Evgeni Trambev verwandelte seine Solostellen bei Vittorio Montis „Csárdás“ mit unglaublicher Leichtigkeit im Tonansatz treffsicher. Harald Bschorr hatte auch das eine oder andere Solo und beeindruckte mit Musikalität und variantenreicher Tonerzeugung. Und Stefan Wiedemann war mit seinem angerauten Klang im Trompetenspiel für die Jazzsolos zuständig. Das kongeniale Quintett bot eine bunte Mischung von Leopold Mozart bis Lady Gaga – ein Programm, das bereits jetzt Vorfreude auf das nächste Neujahrskonzert von Brasspur macht.
„Bläser-Perlen“
Prickelndes Neujahrskonzert in Rückersdorf
Beim Neujahrskonzert „Es leuchten die Sterne“ im Blindeninstitut
Rückersdorf beeindruckte brasspurnicht nur mit glänzendem Bläserblech,
sondern vor allem mit meisterlich-virtuosen Interpretationen
seines breiten musikalischen Spektrums.
Bis auf den letzten Platz gefülltwar der Saal des Blindeninstituts,
der dieses Mal als Veranstaltungsortfür das Konzert in der Reihe „Musik
in Scheune und Kapelle“ gewähltworden war, denn die fünf Musiker
haben nach mehreren Auftritten in Rückersdorf in den letzten Jahren
bereits ein großes Fan-Publikum. Sie spielten sich an diesem Abend
durch die Welt der Filmmusik Hollywoods,erinnerten an die großen
Meister der Musicals im 20. Jahrhundertund ließen die Welt des Wiener
Walzers, die bekannten Melodien des19. Jahrhunderts, aufleben.
Das Bläser-Quintett mit Martin Ehlich und Stefan Wiedemann an
den Trompeten, dem Hornisten Evgeni Trambev, Herbert Hornig an der
Tuba und Harald Bschorr, Posaune, präsentierte sich virtuos, druckvoll
und mit einer spielerischen Leichtigkeit, die nur Meister ihres Faches
hervorbringen. Nicht verwunderlich, dass sie in renommierten Orchestern,
im Rundfunk und im Fernsehen ihre Auftritte haben – und ab und zu in
Rückersdorf.
Die festliche „Eurovisionsmelodie“ Marc Antoine Charpentiers intonierten
sie so mächtig, dass man den Eindruck hatte, ein großes Orchester vor
sich zu haben. Sie sind aber auch große Könner, wenn es darum geht, etwa
Debussys mystisch-getragenes „Clair de Lune“ sensibel-verhalten und mit
weichem Klang zu interpretieren.
Als Arrangeur kleidet Stefan Wiedemann die musikalischen Klassiker
in eine spezielle Klangwelt und gibt ihnen dabei immer auch eine besondere
„Note“. Sei es bei humoristischen Mozart-Themen, volksliedartigen
Tanzmelodien Edvard Griegs oder bei der galoppartigen Schnellpolka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß, Sohn.
Und passend dazu, individuell, humorvoll und manchmal auch kalauernd,
waren die Moderation und die Erklärungen zu den Stücken und
Komponisten Harald Bschorrs.
Die zweite Konzerthälfte war vor allem den berühmten Musicals
und großer Filmmusik gewidmet. Wunderbar melancholisch-getragen
Charles Chaplins „Smile“ aus dem Film „Moderne Zeiten“, elegisch
George Gershwins „Summertime“- Variante und dezent-gefühlvoll
Leonard Bernsteins „One hand,one heart“ aus dem Musical „Westside Story“.
Für die wehmütigen Klänge der von Maurice Jarre komponierten
„Schiwago“-Melodie schlüpfte Stefan Wiedemann kurzerhand in die
Rolle des Akkordeonspielers und Trompeter Martin Ehlich spielte direkt
in den Trichter der Tuba von Herbert Hornig, der mit dem Tondruck
durch die Ventile einen Balalaika-Effekt hervorzauberte. So erfinderisch
kann Blasmusik sein!
Claude-Michel Schönbergs „Les Miserables“ brachte noch einmal eindringliche
Bläserperlen, ehe die Fünf stimmungsvoll und hymnisch mit
„You raise me up“ und dem amerikanischen Nationalmarsch „Stars and
Stripes“ ihr Programm beendeten.
Anhaltender, begeisterter Applaus entlockte den Musikern schließlich
noch drei Zugaben.
ERICH W. SPIESS (Nürnberger Nachrichten, 16.1.18)
"Lutherianum" in Erlanger Kantorei
Werner Heiders Komposition hatte Uraufführung 04.10.2017
Tilo Heider (vorn) und Hermann Schwander an zwei Schlagzeugen zauberten mit Posaunist Harald Bschorr nie gehörte Klangerlebnisse. © Harald Sippel
Kurzer Ausschnitt aus dem Konzert "Lutherianum"
Wer ein "Alterswerk" erwartet hatte, musste umdenken, denn die musikalische Perlenkette aus Miniaturen, mit denen sich Chor und Musiker abwechseln, sprühen nur so vor Kreativität, die sich in mannigfaltiger Harmonik, kraftvoller Rhythmik und fast schon jenseitiger Klangschönheit ausdrückte.
[...] Die oft in viele Stimmen zu komplexer Harmonik sich auffächernden Stücke fordern Gesangstechnik genauso wie Gehör und Mut. Gratulieren wir also zu einer absolut sicheren, lupenreinen und agogisch perfekt ausgeführten Leistung! Dazu die herausragenden Musiker: Harald Bschorr lässt seine Posaune feierliche Signale rufen, bewältigt halsbrecherische Tonsprünge und erreicht in jazzigen Passagen eine unfassbare Weichheit des Tons. Zusammen mit ihm zaubern Tilo Heider und Hermann Schwander an zwei Schlagzeugen nie gehörte Klangerlebnisse. Ein Zusammenspiel, das auch wegen der frappierenden Präzision nur bewundert werden kann. [...]
Die Zuhörer feiern mit großer Begeisterung den Komponisten, sein Werk und die ausführenden Musiker. Sie haben ein Gesamtkunstwerk erlebt, dessen Anrührung noch lange spürbar bleibt. (Cora Uitting)
Das Brasspur-Quintett begeistert mit gekonnten Arrangements und spritzigem Humor
„Links, zwo, drei, vier!“ – und mit einem strammen Stechschritt marschierten die fünf Herren vom Bläserensemble Brasspur durch die Zuschauerreihen auf die Bühne. Doch hier bahnte sich keineswegs ein verklärendes Freistaat-Getöse an, sondern eine instrumental versierte wie auch vergnügliche Konzertreise, die Grenzen und Genres zu sprengen wusste. „No Limits“ hieß demnach auch das gönnerhafte Motto des Konzertes, das zugleich auch zum Auftakt der neuen Kultursaison im Stadtberger Bürgersaal geblasen hatte.
Brasspur, ein Zusammenschluss von fünf Solisten und Könnern ihres Faches, vermochte sich an diesem Abend nicht nur durch exklusive Arrangements auszuzeichnen, sondern amüsierte gleichermaßen durch staubtrockenen Humor und eine rundum gesunde Selbstironie. Mit Wolfgang Amadeus Mozart, angereichert durch eine ausgefuchste bulgarische Holzflötenkonstruktion, begann das Bläserkonzert noch verhältnismäßig gediegen. Doch spätestens bei der „Sinfonie aus der Neuen Welt“ von Antonin Dvorak wurde es sogleich eine gute Prise surrealer: Mit einem exklusiv gezimmerten Instrument, das den majestätischen Klang eines Alphorns verstrahlte und den visuellen Charme einer Trötenharfe besaß, war Brasspur schon bald in seinem Element der innovativen Einfälle angekommen.
Und doch war es keineswegs der Klamauk, der bei dem renommierten Ensemble in den Vordergrund rückte, sondern unbestreitbar die gelungene Umsetzung unkonventioneller Stücke für ein äußerst wandlungsfähiges Bläserquintett. Besonders schön zu sehen war dies an einem Potpourri aus dem „Karneval der Tiere“, welches ursprünglich als reines Klavierstück komponiert worden war: Der würdevolle Marsch der Löwen wurde durch das geschickte Zusammenspiel der Trompeten umgesetzt, deren dominantes Brüllen überzeugend vom tiefen Brummen der Tuba verkörpert wurde. Als schließlich der erhabene Schwan seinen klangvollen Auftritt hatte, kam nochmals richtiges Vergnügen unter den Gästen auf – hatte sich doch Hornist Evgeni Trambev stilecht in ein neckisches Ballettröckchen geworfen.
Mit populären Musicalstücken aus „My Fair Lady“ und zeitlosen Jazz-Klassikern von Cole Porter überzeugte die Combo ebenso wie mit orchestraler Filmmusik: Beim „Baby Elephant Walk“ hatte man die Horde aus marschierenden Minirüsslern buchstäblich vor Augen, wogegen der Soundtrack aus dem Boxerfilm Rocky III ungewohnt anders, aber dennoch im authentischen 80er-Jahre-Flair in Szene gesetzt wurde – das Schlagzeug wurde eben kurzerhand durch die Tuba ersetzt. Doch Brasspur betrat auch musikalisches Neuland, wie Posaunist Harald Bschorr erläuterte. Das rasante Medley von Popikone Michael Jackson zählte aber eindeutig zu den klingenden Höhepunkten dieses kurzweiligen Bläserabends.
Die erste Konzertveranstaltung der neuen Stadtberger Kultursaison hatte Esprit, machte Spaß und wurde seinem grenzenlosen Programmtitel absolut gerecht. Den Interpreten scheint es jedenfalls auf nonchalante Weise zu gelingen, beliebige Kompositionen von Kult bis Klassik auf gerade einmal fünf Bläserinstrumente umzuschreiben. Und da nach Michael Jacksons „Thriller“ sogar einige fröhliche Klosterschwestern im Publikum lautstarken Beifall spendeten, konnten die charmanten fünf Jungs auf der Bühne nicht wirklich allzu viel falsch gemacht haben. (Thomas Hack, AZ 27.09.2016)
Gekonntes Spiel mit Walzer und Swing
Das Ensemble brasspur begeistert mit beschwingten Arrangements klassischer Melodien zusammen mit der Harfenistin Theresa Förg
Bad Tölz - Mit einem schwungvollen Musikprogramm läuteten die fünf Bläser am Sonntagnachmittag den Frühling ein: "brasspur" gab ein Konzert mit Frühlingsstimmen in der evangelischen Johanneskirche. Ensembleleiter Harald Bschorr dankte Dekan Martin Steinbach, dass er das Programm "so durchgehen ließ", war es doch von weltlichen Stücken geprägt.
Nach über dreißig Jahren seines Bestehens hat "brasspur" nach Bad Tölz gefunden, dank der heimischen Harfenistin Theresa Förg. "Mit ihr zusammen haben wir unser Arrangement von Tschaikowskys "Blumenwalzer" auf unserer neuesten CD aufgenommen", erklärte Harald Bschorr. Interessanter Hintergrund der Musiker: Drei von ihnen stammen aus dem Polizeiorchester Bayern, das bis zu 60 Benefizkonzerte im Jahr bestreitet.
Mit den ersten beiden Stücken zeigten sie schon eine Spannweite ihres Repertoires. Das Präludium aus Charpentiers "Te Deum" war dem Kirchenraum gemäß ausgesucht und sorgte für einen festlichen Auftakt. Doch bereits in Dvoráks "Humoreske" arbeiteten sie gekonnt den humoristischen Schalk der Meldoie heraus. Der Trompeter Gabor Vanyo (Trompete, Piccolotrompete) stammt aus Ungarn. Hornist Evgeni Trambev kommt aus Bulgarien. Stefan Wiedemann spielte nicht nur ebenso zwei Trompeten, sondern hängte sich zu bekannten Melodien aus Paris auch ein Akkordeon um. Harald Bschorr, Soloposaunist der Staatsphilharmonie Nürnberg, überraschte die Zuhörer mit einem Alphorn von spezieller Bauweise. Damit versetzte er einem Satz aus Dvoráks Symphonie "Aus der neuen Welt" einmalige alpenländische Klänge.
Theresa Förg spielte ausgesuchte Stücke mit den Bläsern zusammen. In den "Geschichten aus dem Wienerwald" verlieh die Harfe der Meldie etwas Schwebendes. Die berühmte Operettenmelodie "Schenkt man sich Rosen in Tirol" aus dem "Vogelhändler" spielte Theresa Förg kurzzeitig mit Posaune und Tuba (Herbert Hornig) in wunderbar einfühlsamen Duetten. Auch die "Barcarole" aus "Hoffmanns Erzählungen" erhielt mit der Harfe ein wunderbares italienisches Flair.
Für eine Überraschung sorgten die jazzigen Elemente im "Blumenwalzer aus dem Ballett "Der Nussknacker. "Beswingt" ging es auch in den Stücken aus dem "Dschungelbuch" weiter, bei denen sich die Musiker auch gesanglich einbrachten.
Theresa Förg spielte als Zugabe solistisch die bekannte Melodie aus "Drei Nüsse für Aschenbrödel". Gerne hätte man noch mehr gehört.
(Botzenhart, Münchner Merkur 1. März 2016)
Ohrwürmer und anderes Getier
Das Bläserquintett brasspur zeigt, wie populär Klassik sein kann
Rappelvoll war der Kleine Goldene Saal, lebensfroh wie gewitzt stieß das Bläserquintett brasspur auf das neue Jahr an. Hits, Evergreens, Schlager gingen Hand in Hand, als wolle brasspur den musikalischen Ohrwurm durchleuchten, der sich auf jedem Terrain wohlfühlt: in der Klassik, der Oper und Operette ebenso wie im Film und Jazz.
Lebendig bunt begann eine Bilderfolge vorbeizuziehen. Die Eurovisions-Melodie, Charpentiers Prélude, klang hell glänzend auf und kündigte stolz die Protagonisten an: Papageno, Mozarts Vogelfänger, gewann sonore Posaunengestalt, um sich dann in hellem Trompetenglanz zu sonnen, den Überraschungseffekt setzte in den Zwischenspielen exotisch klingend die Lotusflöte.
Wie populär Klassik sein kann, zeigte Dvoráks "Humoresque", als Klavierstück wie als Wunderlichs "Frühlingsweise" bekannt. Transparent und graziös profilierte der Quintett diesen Dvorák-Charme, der gekonnt ins Melancholische umschlug. Zur selben Zeit in Amerika entstanden ist das berühmte Largo aus der 9. Sinfonie: Harald Bschorr verfremdete jetzt auf einem "Alphorn-Abkömmling" das innige Stimmungsbild und wahrte doch die hohe Emotionalität. Dazwischen blitzte Saint-Saens "Karneval der Tiere" auf. Mit stolzgeschwellter Brust zeigt der Löwe seine Pranke, markant sein Posaunengebrüll, während das Horn als "Schwan" kantable Kreise zog im artifiziellen Wellenspiel grotesk gedämpfter Trompeten.
Man darf sich hier nicht täuschen: Bei aller Nonchalance, bei allem Esprit und Witz - Harald Bschorr führte geistreich wie ein Conferencier durchs Programm - ist der Humor in der Musik alles andere als "locker vom Hocker" zu interpretieren. Hellwach und passioniert trat das homogen klingende Ensemble auf. Versiert färbten Martin Ehlich und Stefan Wiedemann auf den Trompeten, Evgeni Trambev, Horn, Harald Bschorr, Posaune und Tubist Herbert Hornig diesen "Schein des Bekannten" und gaben ihm so eine neue Qualität.
Stolz aufsteigenderTrompetenglanz prägt den Charakter des Neapolitanischen Tanzes aus. Martin Ehlich rückte Tschaikowskys "Schwanensee" nahe, ehe Wien im Fokus stand. Die Stimmung schlug hoch: "Grüaß enk Gott" - Zellers "Vogelhändler" trat auf und feierte im Potpourri fröhliche Urständ. Selbst im Bläserornat machte Walzerkönig Strauss "bella figura". Kaiserwalzer wie Fledermaus-Quadrille appellierten beschwingt ans Tanzbein. Auch im Jazz lebte brasspur auf. Mancinis Swing machte "Pink Panther" wie dem "Elephant Walk" rhythmisch flotte Beine. "Tuba Tiger Rag" und "Eye of the Tiger" zündeten über "hot intonation". Vital gewann die Fauna des "Dschungelbuchs" musikalisches Leben. Ein Tier dominierte an diesem Abend - es war der Ohrwurm.
Ulrich Ostermeir (AZ, Augsburger Allgemeine, 20. Januar 2016)
Big Band würdigt George Gershwin
Harald Bschorr und seine All Swing Big Band begeistern rund tausend Zuhörer in der Willi-Oppenländer-Halle in Königsbrunn.
Von Claudia Deeney (AZ Augsburger Allgemeine, 8. Jan. 2016)… Beim Dreikönigskonzert bot die All Swing Big Band unter der Leitung von Harald Bschorr den rund 1000 Besuchern einen Querschnitt aus dem Schaffen von George Gershwin. … Beschwingt unterhielten die Musiker die Zuhörer mit Stücken des US-Komponisten George Gershwin (1898 – 1937), einem der prägenden Komponisten und Dirigenten der Swing-Ära. Zuhöreren waren unter anderem Passagen aus der „Cuban Ouverture“ und Gershwins Hauptwerk, der Oper „Porgy and Bess“, aber auch Songs, die Frank Sinatra in den 1950er und 1960er Jahren populär gemacht hatte, bekannt. Dazu steuerte Bandleader Bschorr, der auch mit seiner Posaune mehrere Soli bot, als Moderator allerlei Wissenswertes und Lustiges bei.
Der Musik-Allrounder erläuterte unter anderem, warum aus „Porgy and Bess“ – einer Oper, die im Milieu der Schwarzen im Süden der USA angesiedelt ist – viele Instrumental-Stücke auf dem Programm standen. Gershwin habe verfügt, dass dieses Werk nur ,Schwarze‘ aufführen sollen. „Nur in Ausnahmefällen dürfen auch mal weiße Sänger auf die Bühne“, so Bschorr.
Für „Rhapsody in Blue“, eine Kombination von Jazz und klassischen Pianokonzert, bat Bschorr den Augsburger Pianisten Stephan Kaller an den Flügel – und teilte fröhlich mit, dass dieser seinen Part vor 25 Jahren sehr gut gespielt habe, „und es wird dieses Mal sicher auch klappen“. Für solch lockere Bemerkungen erntete er immer wieder Gelächter und sorgte für gute Laune.
Dabei führte Bschorr sein 18 Mann starkes Orchester exakt. Die Leistung der Musiker würdigte das Publikum nach jedem Song durch lang anhaltenden Applaus.
Glanzvolle Höhepunkte setzten als Solisten Sängerin Julia Tiecher und ihre Kollegen Sandro Luzzu und James Belcher. Egal ob alleine, zu zweit oder zu dritt wie bei dem Song „I got Rhythm“ – die Künstler zogen das Publikum bis in die letzte Reihe in ihren Bann.
Im Schatten von Haydn und Mozart
(Allgäuer Anzeigeblatt 24.06.2015)
mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
Esel, Hühner und der rosarote Panther
Blechbläser beziehen die jungen Zuhörer am Maria-Theresia-Gymnasium ins Geschehen ein. (Augsburger Allgemeine 18.06.2015)
Foto: Annette Zoepf
Im Dienste Ihrer Majestät
brasspur gibt sich mit Bond und Beatles "very british"
(AZ, 30.03.2015). Zunächst war nur ein tiefes Tubagrollen auf der Bühne zu vernehmen, doch gleich darauf schritten zu königlichen Hymnenklängen anmutig auch die restlichen Bläser durch den Zuschauersaal. "Pomp & Circumstance" hieß das bescheidene Motto des Bläserensembles brasspur, das sich im Stadtberger Bürgersaal den erfolgreichen Interpreten aus dem Inselreich gewidmet hat.
"Very british" präsentierten sich die Arrangements, knochentrocken der dazugehörige Humor. Und was hätte sich für eine stilvolle Eröffnung besser eignen können, als die ergreifende Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel, der in London seinerzeit auf größte Erfolge zurückblicken konnte. Die Musiker verweilten zunächst bei den inoffiziellen Hymnen Großbritannienns, welche auch gerne bei den Geburtstagen der Königin gespielt werden.
Doch von der Queen aus London ging es dann direkt zu Queen aus Liverpool, wobei Freddy Mercurys "Bohemian Rhapsody" aufgrund der ungewöhnlichen Besetzung mit einer ganz neuen Ausdruckskraft auf der Bühne erklang. Bei der sanften Anfangsmelodie waren die Instrumente noch in einem harmonischen Ganzen vereint, bis dann dominierend die Tuba den Ton angab und letztendlich frech die Trompeten die Klanglinien an der Front übernahmen. Horn und Posaune ließen sich dies keinesfalls gefallen und übernahmen schlichtweg den zweiten, schnelleren Teil des Songs. Nach dem lautstarken Applaus blieben die smarten Gentlemen in Liverpool: Mit einem fröhlichen Beatles-Special setzten sie den vier Pilzköpfen ein außer-gewöhnliches Bläserdenkmal, wobei das Publikum beim Refrain von "Hey Jude" kräftig mit einbezogen und vor gewaltige gesangliche Herausforderungen gestellt wurde ("La, la la lalalalaaa").
Mit sprichwörtlichen "Goldfingern" erfuhr schließlich ein weiterer Brite seine wohlverdiente Würdigung. Das weltbekannte James-Bond-Thema wurde von dem Ensemble auf solch grandiose Weise umgesetzt, dass sich der Verdacht regte, es wäre eigens für ein fünfköpfiges Blasorchester geschrieben worden. "Mit der Lizenz zum Tröten" wäre hier eine hundsgemeine Ironie, doch auch die Spieler von brasspur verbanden die Marke "very british" immer wieder mit rabenschwarzem Humor, mit welchem Moderator Harald Bschorr auch bei der Ansage von Barholdys "Sommernachtstraum" nicht sparte: "Die Nocturne ist für ihr letztes Fest gedacht und im Scherzo geht man dann mit einem lachenden und weinenden Auge dahin ..." Das Stück begeisterte die lebendig gebliebenen Besucher dann aber dennoch bis zum Schluss und bestach vor allem durch seine flotten Tempiwechsel und flinken Trompetenduelle.
Eine swingende Hommage an Jazzlegende Duke Ellington, ein zünftiges Medley aus dem Musical "My fair Lady" machten diese Nacht tatsächlich zu einem Musikereignis, das wohl sämtlichen Gästen rundum Spaß gemacht hatte. Es war erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit und Souveränität die fünf Herren ausgesuchte Welterfolge arrangiert hatten, die für ein Bläserensemble normalerweise fast undenkbar sind. Wenn es sein müsste, könnte brasspur sicherlich auch problemlos AC/DC spielen.
(Thomas Hack)
Feuerwerk musikalischer Leckerbissen
Fünf Virtuosen faszinieren Publikum im voll besetzten Langhaussaal
(Bayerwald-Echo, 12.01.2015). Ausverkauft war es, das Neujahrskonzert am gestrigen Sonntag-Vormittag im Langhaussaal. [...]
Die fünf Virtuosen, Harald Bschorr, Herbert Hornig, Stefan wiedemann, Max Oberroither und Bastian Lohnert, bekannt als das Ensemble brasspur, stimmten die Besucher auf das musikalische Jahr der Stadt Cham ein. "Wir wollen euren Weg für ein fröhliches Jahr vorbereiten", so der witzige und pfiffige Moderator Harald Bschorr.Die Neujahrsmatinée 2015 stand unter dem Motto "Pomp and Circumstance". Aus der "Feuerwerksmusik" von Georg Friedrich Händel begeisterte bereits "Das Friedensfest". Dem folgte die "Kleine Nachtmusik" von Mozart. "Eigentlich hat er ja nichts für Blechbläser geschrieben. Hätte er aber sicher, wenn er uns gekannt hätte", meinte Bschorr. Mit einem Lächeln genossen die Besucher diese Aufführung. [...]
Mit verschiedensten englischen Hymnen erlebten die Besucher ein Feuerwerk an musikalischen Leckerbissen.
Die Freude, mit der das Bläserquintett alle Stücke von der Moderne über Pop bis zur Klassik spielte, sprang auf das Publikum über. Ein royaler Titel jagte den anderen, und auch die Romantik kam nicht zu kurz. Beim "Radetzky-Marsch" als Zugabe klatschten die Besucher voller Begeisterung mit, und beim Wiener Walzer juckte es so manchen in den Beinen. Die fünf Virtuosen mit den goldenen Instrumenten haben den Chamern das Musikjahr mit dem richtigen Schwung eröffnet. [...]
Mit tosendem Applaus bedankte sich das Publikum für das Höchstmaß an musikalischer Perfektion. (Claudia Peinelt)
Feinster Jazz
(AZ, 27.09.2014) Sie nennen sich nicht nur "Finest Jazz Ensemble" sondern sie spielen ihn auch. Jazz in seiner ganzen Schönheit, angereichert mit dem nostalgischen Charme der 20er- und 30er Jahre. Ihr musikalisches Credo des Abends ist Jazz, genauer gesagt, "feinster Jazz". Spielfreude pur schlägt dem Hörer entgegen und schon die ersten Takte faszinieren.
Mit einer gefälligen Dixieland Nummer wird eingangs eher noch leichte Kost geboten, doch im weiteren Verlauf des Abends steigert sich das Ensemble zusehends und rassige "Gassenhauer" aus der Blütezeit des Jazz erfüllen den Konzertstadl in Reimlingen. Kompositionen von Glenn Miller, duke Ellington, Benny Goodman erwecken bei den älteren Zuschauern Reminiszenzen an die Musik ihrer Jugend.
Das Finest Jazz Esemble arrangiert die Titel selbst. Harald Bschorr als "Spiritus Rector" des Ensembles steht dafür federführend. Er selbst ist ein begnadeter Musiker, der auf seiner Posaune über unglaubliche Klangmöglichkeiten verfügt. Mit wohldosierter Körpersprache und Gestik dirigiert er "sein Ensemble" durch schwierige Passagen im Stile eines souveränen Bandleaders. Die Musiker an seiner Seite zeigen sich dabei als kongeniale Partner, die sowohl in Soli als auch in Bläsersätzen durch Tonsicherheit, perfektes Timing und ausgefeilte Dynamik überzeugen. Allen voran die beiden Trompeter Bastian Lohnert und Stefan Wiedemann sowie der Saxophonist Alexander von Hagke werden mit lautem Zwischenapplaus für ihre wunderbaren Soloeinlagen bedacht.
In der Rhythmus-Gruppe, angeführt von Schlagzeuger Hubert Malik, sorgen der Pianist Bernhard Willer am Klavier und Marcus Langguth an der Gitarre und Banjo für den richtigen Groove und fetzige Rhythmen.
Es gibt zwar etliche Tubisten, aber sicherlich nur wenige, die Jazz auf der Tuba so spielen können wie Michael Engel. Aus Südtirol stammend, sorgt er für die tiefen Töne im Ensemble mit präzisen Walking-Bass-Läufen.
Die Titelauswahl des Abends liest sich wie die Speisekarte eines Gourmetlokals. Alles vom Feinsten, vom "Amazing Grace" bei dem Stefan Wiedemann ein einfühlsames Solo präsentiert. Oder ein extravagant zubereitetes "All of you" mit einem Gitarrensolo der Extraklasse von Marcus Langguth. "Caravan" und ein immer wieder faszinierendes "In the Mood" von Glenn Miller sind dann auch das Sahnehäubchen obendrauf. Zwei Zugaben mussten es dann schon noch sein. ehe ein glanzvoller Jazzabend im Reimlinger Konzertstadl sein Ende fand. (cei)
Zug um Zug
Harald Bschorr mit Neuem für Posaune
(AZ, 19.02.2014). Die Besetzung mit Posaune und Klavier war ungewöhnlich, das Programm überraschend und vielseitig, geprägt von Neutönendem, Romantizismen, Eklektizismen und vor allem viel Jazz. "Zug-Verbindungen" hieß doppeldeutig das Konzert des Augsburger Tonkünstlerverbandes im Konzertsaal des Leopold-Mozart-Zentrums mit Harald Bschorr, Solo-Posaunist der Staatsphilharmonie Nürnberg, und Christian Reuter, Pianist und Kapellmeister am Nürnberger Staatstheater. Denn Bschorr verband mit seinem Posaunenzug ein anspruchsvoll zu spielendes Repertoire ausschließlich von lebenden Komponisten - Heinrich Hartl war sogar anwesend. Seine beiden gespielten Werke für Posaune solo waren Bschorr gewidmet.
"Orientalische Metamorphosen im Zeitalter der Globalisierung" legten arabische Schnörkel in die Kantilene und besaßen populärmusikalische Anklänge. "Erwartung oder die andere Seite" enthielten Zweistimmigkeit, Flatterklang und Pitch-Effekt. Besonders Werner Heiders expressives, eruptiv-jazziges "Memorial für Duke Ellington" verlangte Bschorr eine eindrucksvolle, auch unkonventionelle Spiel- und Klangbandbreite ab. Zur Verfügung hatte er ein Sortiment an Dämpfern, jeder produzierte eine andere Klangfarbe. Das bravouröse Changieren zwischen dem swingenden Duktus und dem "ernsten" Genre, die brillant gespielte dynamische Vielfalt, das enorme Können Bschorrs begeisterten.
Gleiches galt für Christian Reuter, der seinen horrenden Klavierpart makellos meisterte und perfekt begleitete. Wilhelm Domröses "Sakura - Japanische Impressionen" verlangte Klangmalereien, pompöse Wucht und irritierende Reibungen. Waldram Hollfelders uraufgeführtes, rhythmisch pointiertes "Concertino" pulste mitreißend synkopierend und Wolfgang Wagenhäusers "Cocktail", ein schwungvolles und spritziges Gershwin-Medley, war der passende Abschluss. Die Zuhörer klatschten begeistert. (Stephanie Knauer)
Ensemble aus hochkarätigen Solisten
Bläserquintett "brasspur" eröffnet das Konzertjahr des Nördlinger Kulturforums
(AZ, 30.01.2014). Einen besseren Auftakt in das noch junge Veranstaltungsjahr hätte sich das Nördlinger Kulturforum nicht wünschen können. Das Bläserquintett "brasspur" begeisterte bei einer voll belegten Neujahrsmatinée in der Alten Schranne in Nördlingen mit einem künstlerisch anspruchsvollen Programm und einem musikalischen Feuerwerk. Obwohl das mit hochkarätigen Solisten besetzte Ensemble seit nunmehr 30 Jahren auf der Bühne steht, hat es dennoch nichts von seiner Spielfreude verloren, wie die humorvollen Titelansagen des Posaunisten und Ensemble-Leiters Harald Bschorr beispielhaft dokumentieren.
Im ersten Teil des Konzertes liegt der Schwerpunkt auf bekannten Opernmelodien. Die beiden Solotrompeter Stefan Wiedemann und Bastian Lohnert übernehmen dabei abwechselnd die Führung der Melodie, während Horn, Huba und Posaune mehr in der Begleitung zum Tragen kommen. Perfekte Intonation, wunderbare Dynamik und traumhaft sichere Einsätze sind das Markenzeichen dieses bestens eingespielten Ensembles. So "verarbeiten" sie an diesem Vormittag im ersten Set unter anderem die "Ouvertüre" und die "Habanera" aus "Carmen" von Bizet, gefolgt von der charmanten Arie "O mio babbino caro" aus der Oper "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini.
Die giftigen Oktavsprünge, die nicht nur Sopranistinnen alles abverlangen, gelingen den beiden Solotrompetern ausgezeichnet und lang ausgespielte Töne verleihen dem Stück die notwendige Tiefe.
Nach der Pause und der Fanfare aus "Also sprach Zarathustra" kam die Strauß Dynastie mit Strauß Johann (Sohn) an die Reihe. Die Stücke, alle hinlänglich bekannt aus den Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker, sind Polkas und Walzer in bester Manier.
Die Schwierigkeit besteht im Arrangement, da diese Stücke original nicht für Bläserquintett geschrieben wurden.
In ihrer eigenen sympathischen Art erklingen diese Stücke dann auch bestens eingespielt von "brasspur" und entführen das Publikum in die Orchestersäle Wiens. So darf dann bei der Champagnerpolka auch mal der Sektkorken knallen, und die Musiker mit gefüllten Gläsern auf ein "Prosit Neujahr" anstoßen lassen.
Doch auch moderne und neuzeitliche Musik gehört zum Repertoire des Ensembles. Der Blumenwalzer von Tschaikowsky wird mit Swing und Jazz-Elementen so lange angereichert, bis er zu einem wahren "Blumengemüse" mutiert, bei dem auch der "kleine grüne Kaktus" nicht fehlen darf. Ganz prima gelingt ein Medley bekannter Songs der Beatles mit einem bestens aufgelegten Stefan Wiedemann an der Piccolo-Trompete.
Französische Valse Musette Impressionen runden einen wunderbaren Konzertvormittag, bei dem "brasspur" durch seine Abwechslung und Höchstmaß an Perfektion keine Wünsche mehr übrig lässt.
(Christoph Eigenrauch)
Eine Tuba brummt
brasspur - die Blechbläser eröffnen ihr Jubiläumsjahr
(AZ, 20.01.14). Zur "Champagnerpolka" von Johann Struß jun. gab es Sekt, musikalisch gab es eine Menge Blumen und natürlich auch einen Grund zum Feiern: Heuer wird das Augsburger Blechbläserquintett brasspur 30 Jahre und sein zweimaliges Neujahrskonzert im Kleinen Goldenen Saal am Wochenende eröffnete das Jubiläumsjahr.
Das Ensemble blieb seiner Linie treu, kombinierte ein gut gespieltes, buntes Repertoire mit den humorig informativen Moderationen seines Posaunisten Harald Bschorr und schlug elegant einen weltweiten Bogen von Händel bis Piaf. Auf die Carmen-Fantasie folge Mozarts "Rondo alla turca", die sehr gelungene Wilhelm-Tell-Ouvertüre Rossinis ging Offenbachs "Barcarole" mit Harfe (als Gast: Tabitha Nicolas) und Solotrompete voran.
Der zweite Teil wurde nach kurzer Reverenz an Jubilar Richard Strauss mit seiner bombastischen Fanfare aus "Also sprach Zarathustra" leicht und blumig. "Mehr oder weniger ein Blumenwalzer" war ein Grünpflanzen-Bouquet, begann mit den originalen Harfenarpeggien, switchte aber im Verlauf vom Ballettwalzer zum Jazzwaltz, zum "Kleinen grünen Kaktus", zu den "Roten Rosen aus Tirol" und zum stilechten BigBand-Habitus.
Virtuos wechselten Harald Bschorr, die Trompeter Bastian Lohnert und Stefan Wiedemann (auch Akkordeon), Hornist Maximilian Oberroither und Tubist Konrad Sepp die Genres. Mit abwechslungsreichen Arrangements, satten Harmonien, brummenden Tuba-Tiefen und rasanter Zungenfertigkeit begeisterte das Quintett seine zahlreichen Zuhörer. (skn)
Legenden des Swing
All Swing Big Band im pulsierenden Groove
(AZ, 05.10.2013). "All Swing Big Band" heißt die Combo, die im Gögginger Parktheater und im Stadtberger Bürgersaal gleich zwei Tage hintereinander unvergessenen Broadway-Legenden zelebrierte und ausgewählte Arrangements aus vergangenen Epochen präsentierte. Mit Verve verschrieb sich die Big Band unter Leitung von Harald Bschorr hauptsächlich den Perlen alter Swing-Größen, machte aber mit frischen Neuinterpretationen auch vor den Glanzlichtern der übrigen Jazzkultur nicht Halt.
Den lässigen Gentlemen gelang dabei etwas ganz Bemerkenswertes: die Klanglinien der Originalstücke unverfälscht in Szene zu setzen und dem pulsierenden Groove eine eigenständige Note einzuverleiben. So wurden die stilistischen Eigenheiten von Duke Ellington, dem großen Klangzauberer des Jazz, in moderne Arrangements tranportiert und formvollendet umgesetzt. Geraume Zeit verweilte deas musikalische Thema nur auf der Pianotastatur, bis es von den Bläsern aufgesogen wurde und in mitreißender Spontaneität allmählich auf die anderen Instrumente überging.
Solistische Unterstützung erhielt das Orchester von Sänger Woodrow Thompson, der sich als Grenzgänger zwischen den Zeitepochen offenbarte: Die klassischen Jazz-Standards meisterte er mit Bravour und eroberte mit den Beatles und den Blues Brothers gleichermaßen ganz neue Stilrichtungen. Mit samtener Stimme und einer einnehmenden Bühnenpräsenz verzauberte der Musicaldarsteller das Publikum.
Sehr schön waren die musikalischen Kontraste, die den Abend so spannungsreich dominierten: Träumerisch schwebte die Moonlight-Serenade", von fast heiterem Gemüt war "Mack the Knife", das im Geiste von Tommy Dorsey seinen Reiz durch die Soloposaune entfaltete.
(Thomas Hack)
Gut gewürzt
brasspur in Stadtbergen(AZ, 12.03.13). Von "Bach bis Blues" war das Motto des Abends, der mit drei Werken aus Mozarts "Zauberflöte" seinen spannenden Anfang nahm.
Es ist erstaunlich, welche Fülle die fünf Blechbläser zu gestalten vermochten. Orchesterstücke von mächtigen Ausmaßen auf ein Quintett reduzieren, ist ein gewagtes Unterfangen. Brasspur gelang dies mit augenzwinkerndem Charme. Nicht allein Mozart, auch Richard Wagners Brautchor aus "Lohengrin" oder Giuseppe Verdis Brindisi aus "La Traviata" funktionierten in der geschmählerten Fassung vorzüglich. Was nicht zuletzt dem virtuosen, rhythmisch exakten Spiel der Musiker zu verdanken war.
Was Harald Bschorr (Posaune), Stefan Wiedemann (Trompete, Akkordeon), Bastian Lohnert (Trompete, Flügelhorn), Maximilian Oberroither (Horn) und Konrad Sepp (Tuba) an diesem Abend leisteten, grenzte an Zauberei. Wenn die kleine Trompete in Verdi Ouvertüre zu "Nabucco" das Tremolo einer ganzen Streichersektion ersetzen konnte oder Lohnerts Arrangement der bekannten Filmmelodien von Ennio Morricone zu "Spiel mir das Lied vom Tod" ohne merklich Kompromisse das große Orchester ersetzte, war Staunen angesagt. Mancinis "Pink Panther", Rossinis Ouvertüre zu "Wilhelm Tell", Verdis Triumphmarsch aus "Aida" oder der Traditional "Just a closer walk" machten keine Ausnahme.
Stefan Wiedemanns "Dolce Italiano", aus Variationen über den unvergessenen Schlager "Buona Sera Senorita" aus dem Jahre 1954 bestehend, setzte dem Abend die Krone auf, die in der als Zugabe dargebotenen "Berliner Luft" von Paul Lincke eine geistreiches Pendant fand. (eric)
Leichtes Blech
Tolle Matinee von "Brass Pur"(skn). Mit seinem "Neujahrskonzert" als Sonntagsmatinee im Kleinen Goldenen Saal erzielte das Augsburger Blechbläserquintett doch eine passende segensreiche Wirkung: : Mit spritzigem "brass pur"- so auch der Name des Ensembles - verscheuchte man letzte Reste eines eventuellen Opernballkaters.Vom ersten Augenblick an zur Einheit verschmolzen, individuell mit intonatorisch-technischer Souveränität ausgestattet, begeisterten die humorvollen Virtuosen durch facettenreiche Biegsamkeit und beredte Gestaltung. Quer durch die Musikgeschichte zogen die Trompeter Stefan Wiedemann und Frieder Held, Hornist Harald Maier,Tubist Konrad Sepp und Posaunist Harald Bschorr - er fungierte auch als geistreicher Conferencier - ihre Bahn. So startete die Reise mit Marc-Antoine Charpentiers gestrafft defilierendem Prélude aus seinem "Te Deum" (bekannt als Eurovisionsmelodie) und wandte sich dann Händels populärer, stilgerecht phrasierter "Wassermusik" zu. Vor allem das finale Allego maestoso resümierte durch seine gelungene Kontrastierung zwischen Vitalität und gravitätischem Schreiten die Ausdruckspalette.